Der Buchautorin Dr. Sabine Mokry geht es in ihrem Werk um einen differenzierten Einblick in die außenpolitischen Entscheidungsprozesse Chinas. (c) IFSH

Buchvorstellung: Wissenschaftliche Expertise und politische Macht in der chinesischen Außenpolitik

Am 24. November 2025 fand im Berliner Büro des IFSH eine Vorstellung mit anschließender Diskussion des jüngst erschienenen Buches „Chinese Scholars and Think Tanks' Constructions of China's National Interest – Hidden Hand on Demand“ statt. Der IFSH-Wissenschaftlerin und Autorin Dr. Sabine Mokry geht es in ihrem Werk um einen differenzierten Einblick in die oft undurchsichtigen außenpolitischen Entscheidungsprozesse der Volksrepublik China.

Expertise als politische Währung

Dr. Sabine Mokry stellte zu Beginn ihrer Präsentation das zentrale Argument ihres Buches vor: Der Einfluss chinesischer Wissenschaftler:innen und Think Tanks auf Chinas Außenpolitik hänge sowohl von ihrer Nähe zum Parteistaat als auch von der Nachfrage des Staates zu spezifischen Themen ab. Diese Dynamik führe dazu, dass auch weniger parteinahe Stimmen zeitweise an Bedeutung gewinnen würden, während etablierte, staatsnahe Expert:innen in anderen Phasen an Einfluss verlieren. Das Buch trage dazu bei, so die Autorin, Entscheidungsprozesse Chinas besser zu verstehen, indem es die Aussagen der Expert:innen systematisch im institutionellen und politischen Kontext verorte.

Praktische Relevanz für China-Analysen und Politikberatung

Dr. Angela Stanzel von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) hob als Gast-Expertin in ihrem Kommentar hervor, dass die umfangreichen Analysen des Buches hilfreich seien, um die Relevanz chinesischer Gesprächspartner:innen korrekt einzuordnen. Sie betonte, dass der Zugang zu chinesischen Expert:innen in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger geworden sei, weshalb die Ergebnisse besonders für die Arbeit zukünftiger China-Beobachter:innen in Deutschland und darüber hinaus relevant seien. Das Buch liefere außerdem entscheidende Hinweise darauf, wie der chinesische Parteistaat über seine Expert:innen gezielt Signale nach außen sende. 

Dialoge gestalten in komplexen Systemen

In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmer:innen tauschten sich der Moderator Dr. Matthias Schulze, die Kommentatorin Dr. Angela Stanzel und die Autorin Dr. Sabine Mokry intensiv darüber aus, welche Erkenntnisse des Buches für die deutsche Chinapolitik und das Engagement deutscher Institutionen mit chinesischen Partner:innen richtungsweisend sein könnten. Zum einen lasse sich festhalten, dass Chinas außenpolitische Rhetorik mehr sei als bloße Propaganda: Wer systematisch verfolge, wie sich Begriffe und Schwerpunkte in offiziellen Texten verändern, könne mögliche Richtungsänderungen in Chinas Politik frühzeitig erkennen. Zum anderen sei die Relevanz chinesischer Expert:innen für das politische Geschehen unübersehbar. Wer verstehen wolle, wer für Beijing spreche, müsse stets den institutionellen Kontext mitdenken.  

Die Teilnehmenden der Veranstaltung kamen vorwiegend aus Stiftungen, Think Tanks sowie aus der Wissenschaft und nutzten die Gelegenheit zum ausgiebigen fachlichen Austausch. 

Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier.  
 

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