Absichtlich verbreitete Falschinformationen, Hackerangriffe auf Bundesbehörden und Krankenhäuser und Drohnen über Flughäfen: Sogenannte hybride Angriffe haben viele Formen und sind für westliche Demokratien zu einer sicherheitspolitischen Bedrohung geworden – und dass, obwohl keine unmittelbare Gewalt angewandt wird und kein einziger Schuss fällt.
Um diese hybriden Angriffe ging es dieses Mal beim HADLEY’S Abendsalon. Bei der beliebten Veranstaltungsreihe in der Bar HADLEY‘S in unmittelbarer Nachbarschaft des IFSH-Hauptsitzes in Hamburg Eimsbüttel geben IFSH-Wissenschaftler:innen regelmäßig Einblicke in ihre Arbeit und tauschen sich mit den Gästen zu einem aktuellen politischen Thema aus.
Oberstleutnant i.G. Thilo Geiger, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Verbindungsoffizier am IFSH, erläuterte, was hybride Kriegsführung ausmacht, wie sie sich von einer rein militärischen Kriegsführung unterscheidet und warum sie auch ohne Gewaltanwendung unser Zusammenleben und unsere Sicherheit bedroht.
Die Gewalt sei bei hybrider Kriegsführung abstrakt zu sehen, denn das Ziel sei das gleiche wie bei einem Krieg mit Waffen: Der Feind soll wehrlos gemacht und geschwächt werden, erklärte Geiger. Cyberangriffe und Desinformation funktionierten dort besonders gut, wo Menschen unzufrieden seien, sich zunehmend von der gesellschaftlichen Mitte entfernten und die Ordnungsmacht des Staates infrage stellten.
Dass ausgerechnet Deutschland zunehmend zur Zielscheibe von russischen Angriffen dieser Art geworden sei, habe u.a. damit zu tun, dass die Bundesrepublik ein strategisch wichtiges Drehkreuz innerhalb der NATO sei, so der Militärexperte. Grundsätzlich seien Deutschland und Europa bei der Bekämpfung der hybriden Kriegsführung gut aufgestellt, um hybride Angriffe aufzudecken, erklärte Geiger. Allerdings seien proaktive Gegenmaßnahmen gegen Russland schwierig umzusetzen. Dafür gebe es in einem demokratischen Rechtsstaat hohe rechtliche Hürden. Autokratien wie Russland können Cyberangriffe leichter durchführen.
In der sich anschließenden Diskussion mit den Gästen gab es viele Fragen an den Sicherheitsexperten. Insbesondere Russlands Störaktionen mit Drohnen an europäischen Flughäfen, die vor kurzem etwa in München und Kopenhagen zu stundenlangen Flugausfällen geführt hatten, besorgten das Publikum. Ist das erst der Anfang, was kommt noch auf den Westen zu? Andere wiederum mahnten angesichts der angespannten Sicherheitslage zur Deeskalation und rieten dazu, auf die russischen Nadelstiche besonnen zu reagieren.
Zum Thema hybride Kriegsführung hat Thilo Geiger u.a. auch einen Gastbeitrag für das Nachrichtenmagazin Focus und eine IFSH-Kurzanalyse geschrieben:
- “Sicherheitspolitik beginnt im Lehrerzimmer – warum wir Bildung neu denken müssen”. Gastbeitrag im Focus. 09.09.2025.
- “Informationskrieg in Deutschland – transatlantisch verstärkt?” IFSH-Kurzanalyse. 25.05.2025